Im wahrsten Sinne des Wortes habe ich mich in den letzten Wochen gewagt Schritt für Schritt bergauf bis zum Urdorfer Höhenweg zu gehen – 1km und 56 Höhenmeter pro Weg. Früher war das ein typischer Spaziergang, jetzt war es ein Meilenstein. Und es war ein von meiner Physiotherapeutin angeordnetes Training als Vorbereitung für unsere Ferien in Arosa. In Arosa war ich dann richtiggehend Stolz als ich es in den letzten Tagen geschafft habe problemlos 2x gute 4km auf den schneebedeckten Winterwanderwegen zu spazieren - 1x von Arosa nach Maran und zurück und einmal von Weisshorn-Mittelstation nach Arosa.
Auch mein Wohlbefinden wurde in den letzten Monaten weiter Schritt für Schritt besser. Die je zweimal pro Woche Ergo- und Physiotherapie “schlauchen” mich zwar jeweils richtig, doch scheint es, dass sie wie von den Therapeuten prognostiziert mein Energielevel schlussendlich erhöht haben und hoffentlich noch weiter erhöhen werden.
Was macht man eigentlich in diesen Therapien?
Dies wurde ich mehrfach von Einzelnen von euch gefragt.
Ergotherapie
Bei der Ergotherapie geht es im Grundsatz darum, die Handlungsfähigkeit im Alltag und somit auch die Lebensqualität zu verbessern. Bei mir ging es vor allem darum mit der leicht fehlenden Sensitivität in der rechten Hand besser agieren zu können. Es ging z.B. darum, die Spaghetti wieder aufrollen zu können oder um die Verbesserung der Handhabung der Computer-Mouse (worüber ich früher geschrieben habe). Während das erste durch Übung verbessert werden konnte, war ich erstaunt über die Tricks zur besseren Handhabung der Computer Mouse. Indem man z.B. den Arm (und nicht nur das Handgelenk) auf den Schreibtisch legt, hat man mehr Gespür. Indem man eine sich farblich vom Tisch abhebende Farbe der Mousematte wählt, kann das Hirn einfacher registrieren, wo sich die Mouse befindet, auch wenn man nicht jedes mal explizit darauf schaut (vorher hatte ich oft daneben gegriffen, was mich wahnsinnig machte).
Physiotherapie
Hier stellt man sich wahrscheinlich die Frage, was man da bei einem Krebspatienten macht. Bei mir liegt der Fokus auf dem Kraftaufbau in den Beinen, den Armen und dem Bauch, also eigentlich überall. Die geringe Kraft kam wie folgt zustande: durch die leichte rechtsseitige Lähmung und dadurch, dass ich mich einige Zeit wenig bewegen konnte - eigentlich weil mir die Energie fehlte. Aktuell trainiere ich in der Physio z.B. auf der Matte (Rumpf), im Stand (Squads), auf Gleichgewichtstools und auf Kraft-Fitnessgeräten.
Ausdauer trainiere ich zu Hause durch Spaziergänge und auf meinem Crosstrainer.
Gaming als Teil der Therapie
Obwohl ich nie die Gamerin war, machen mir diese Spiele um einiges mehr Spass, als die traditionellen Trainingsmethoden.
Das eine ist ein Gerät, das DIVIDAD heisst und welches sowohl in Zurzach als auch am USZ steht. Dividad wurde von einem ETH Spinoff entwickelt. Dies ist ein wissenschaftlich validiertes Trainingssystem für das kognitiv-motorische Training an dem noch weiter geforscht wird.
Das andere kennen sicherlich viele von euch: Nintendo Switch – Sports. Damit spiele ich vor allem virtuelles Tennis, da man dadurch Bewegung, Koordination und Gleichgewicht üben kann. Das Spiel bietet zur Abwechslung auch noch andere Sportarten wie z.B. Bowling, Volleyball oder Golf. Um das nicht virtuelle Spiel zu verbessern, dafür denke ich, eignet es sich nicht. Für meine Zwecke finde ich es eine gute Ergänzung, die meiner Motivation für Bewegung hilft.
Auch wenn ich meine Energie weiterhin bewusst einsetzen muss, hat sich mein Wohlbefinden über die letzten Wochen Schritt für Schritt weiter verbessert. Dadurch konnten wir auch über die Festtage einiges unternehmen.
Nun wünsche euch allen alles Gute für 2024. Ich danke euch herzlich für eure mentale Unterstützung in diesem herausfordernden Jahr 2023.
In den nächsten Wochen steht das nächste dreimonatliche Screening an, wo wir weiter sehen wie die Krebsmedikamente und die vor längerer Zeit stattgefundene Bestrahlung weiter wirken. Ein entsprechendes Update folgt.
Herzlichen Dank an alle, die bisher meine Kampagne zugunsten der Krebsliga Schweiz unterstützt haben. Dank Einzelpersonen und der Spende des Rotary Zürich Limmattal hat die Spendenaktion bis heute rund Fr 3000 erreicht. Ich finde die Krebsliga macht wirklich gute Sachen und ich plane auch mich im 2024 dort im Betroffenenrat ehrenamtlich zu engagieren.
Der Fokus meiner Spendenaktion liegt auf dringlichen Projekten in der Beratung und Nachsorge von Betroffenen und Angehörigen, der Forschungsförderung oder der Prävention.
Auch ihr alle, seid grundsätzlich eher privilegiert und so freue ich mich über jeden Beitrag, der meine Spendenaktion zugunsten der Krebsliga Schweiz und weniger privilegierten Krebspatienten unterstützt.
Den Zugang zur Möglichkeit zu spenden findet ihr hier
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