Bereits in den Wochen vor der Reha konnte ich meinem Gesundheitszustand Schritt für Schritt verbessern. So habe ich zum Beispiel mein Gewicht von mageren 46kg um 10kg erhöhen können. Ich habe gefühlt fast den ganzen Tag gegessen. Glücklicherweise hatte ich grossen Appetit, so war das Erreichen dieses Ziels einfach auch wenn mein Geschmackssinn in dieser Phase stark verändert war.
Den über vier Wochen anhaltenden Erkältungshusten, den ich mir in den Ferien eingefangen hatte, bin ich auch exakt auf den Rehabeginn losgeworden. Dies war ebenfalls ein vom Arzt genanntes Ziel, um in der Reha dann nicht eingeschränkt zu sein.
Und auch die Einnahme von Kortison konnte ich per Rehabeginn beenden. Auch das war wichtig, weil ich es schon sehr lange nahm, auch wenn nur noch in geringer Dosis. Ich hoffe zudem, dass die dadurch entstandenen Hamsterbacken auch bald verschwinden. Auch wenn Gesundheit mehr zählt als Schönheit, stört es mich.
Nach drei Wochen Reha konnte ich am Montagabend (18. Sept. 23) nach Hause zurückkehren. Ich habe in der Reha neue Leute kennengelernt, die aus ganz anderen Gründen als ich dort waren und Personen mit anderem Background. Das fand ich spannend und bereichernd.
LangsamMacher zum Ersten
Ich bin mit einem Fokus auf Physio- und Ergotherapie in die Reha gereist. Ich habe mich darauf gefreut, dies endlich anzugehen, da mein Fokus zwischen Mai und Juli auf den Krebstherapien lag und nicht auf meiner neurologisch bedingen leichten Lähmung auf der rechten Seite und meinen schwachen Beinmuskeln. Nach einer aus meiner Sicht längeren Wartezeit, war ich ultimativ mehr als bereit in der Reha „Gas“ zu geben.
Leider wurde diesem Elan nicht entsprochen. Denn die Therapiepläne waren aus meiner Sicht zu wenig voll und erfüllten auch inhaltlich meine Erwartungen nicht. Der Start war langsam, weil man in der Reha generell (so sagte man mir) nicht vorausplant, sondern erst plant, wenn der Patient da ist. Für einen Betriebswirtschafter schwierig nachzuvollziehen. Man wusste ja wieso ich in die Reha komme und man wusste es mehrere Wochen im Voraus. Da man die Therapiepläne nur von Tag zu Tag erhält, ist es am Abend immer eine Überraschung, was für den nächsten Tag auf dem Plan steht. Dies ist anscheinend in der Reha Landschaft ebenfalls so üblich. Für den nächsten Tag zu reagieren, ist dann leider nicht mehr möglich. Nach zahlreichen Feedbacks und einer Eskalation änderte sich zum Glück die Situation in Bezug auf die Therapieinhalte und die Anzahl Therapien schlussendlich zum Positiven.
LangsamMacher zum Zweiten
Vor der Reha habe ich mir überlegt, welche Ziele ich erreichen möchte
Übergeordnet waren dies
Wieder Skifahren können
Wieder Golfen können
Wieder Malen und Töpfern (auf der elektrischen Drehscheibe)
Kurzfristig wollte ich
Treppensteigen durch alternierende Schritte (nicht mehr im Nachstellschritt)
Weiter und sicherer Gehen können
So gehen, dass man kein offensichtliches Hinken wahrnimmt
Besser von Hand schreiben (inkl. Unterschrift)
Flüssiger mit dem Zehnfingersystem schreiben können
Wieder gut mit der Computer-Mouse arbeiten können.
In gewissen Bereichen konnte ich gute Fortschritte machen, auch wenn auf bescheidenem Niveau. So z.B. habe ich etwas mehr Kraft in den Beinen und kann für kurze Strecken im Wechselschritt (statt Nachstellschritt) Treppensteigen. Auch das „von Hand oder mit 10 Finger-System-Schreiben“ geht immer besser. Das Arbeiten mit der Computermouse ist weiterhin eine große Herausforderung. Da muss ich noch mehr üben, respektive seit heute habe ich eine ergonomische Mouse und ich habe bereits das Gefühl, dass es damit besser geht.
Betreffend der übergeordneten Ziele habe ich aufgrund meines Ehrgeizes und meiner Zielorientierung in der Reha und auch aktuell Frust erlebt. Auch wenn die Phasen nicht lange waren, waren/sind sie doch da. Denn auf gewisse Ziele wurde von den Therapeuten entweder mit Schweigen oder Bedenken reagiert. Sie meinten, dass mich das Ausprobieren von gewissen Tätigkeiten frustrieren wird, weil z.B. Töpfern auf der elektronischen Drehscheibe auch sonst schon schwierig ist.
Mein Motto war aber schon immer (z.B. als junges Mädchen als ich Skilehrerin werden wollte oder als 50-jährige, die sich selbständig gemacht hat): don’t tell yourself no – und das auch, wenn Leute um mich herum explizit Zweifel äussern, dass ich es erreichen werde – zu unrecht. Beispiele dazu gäbe es viele weitere.
Entsprechend ist davon auszugehen, dass ich die obgenannten Ziele nicht aufgeben werde, trotz zeitweiligem Frust. Vielleicht wird mir die Zielerreichung etwas mehr Zeit abverlangen und ich muss die Ziele nacheinander angehen. Auf jeden Fall werde ich in der ambulanten Physio- und Ergotherapie das Thema Skifahren und was es dazu braucht, nochmals aufnehmen.
Beim Töpfern werde ich einfach einmal eine Stunde privaten Töpferkurs buchen und schauen, ob das Arbeiten mit der elektrischen Drehscheibe, im Grundsatz funktionieren würde. Da ich vor Jahren schon einmal einen längeren Kurs dazu gemacht habe, sollte ich so sehen können, ob es tendenziell möglich ist.
Meinem Hobby, dem Malen wieder vermehrt nachzugehen wird auf jeden Fall möglich sein. Ich konnte sogar in der Reha ein paar Maltherapiestunden besuchen. Diese waren ein Highlight meines Aufenthalts. Die Therapeutin hat mich dazu bewegt, eine Bergseelandschaft in Arosa zu malen. Einige von euch wissen ja, dass Arosa uns viel bedeutet und wir immer wieder Erholung und schöne Momente dort erleben. Ein solches Landschaftsbild, würde ich typischerweise nicht malen. Doch es war interessant etwas anderes auszuprobieren und ich werde zu Hause daran weiter arbeiten. Mal schauen, ob es soweit gelingt, dass ich es hier zeigen kann.
Das Golfen habe ich tendenziell auf 2024 verschoben. Doch ich dachte mir, dass ich in Arosa mal auf der Driving Range schauen könnte, was geht und was nicht. Mal schauen, ob anfangs Oktober das Wetter noch mitspielt.
Wie geht es nun nach der Reha weiter?
Krebs-Kontrollen stehen im Verlauf des Oktobers an. Wenn medizinisch nichts dagegen spricht, wird ab nächster Woche etwas wie „Alltag“ bei mir einkehren.
In den ersten Tagen zu Hause habe ich jedoch festgestellt, dass ich zwar etwas mehr Energie habe und z.B. weitere Strecken ohne abzusitzen laufen kann. Trotzdem ist dieses Energielevel im Verhältnis zu einem gesunden Menschen viel geringer.
Ich dachte z.B. dass ich am letzten Tag der Reha (nach 4 Therapien an dem Tag) problemlos mit nur wenig Handgepäck zum 800m nahe gelegenen Bahnhof laufen, 2x umsteigen und die ca. 400m vom Zielbahnhof nach Hause laufen kann. Natürlich hätte mich mein Mann abgeholt, aber ich wollte Selbstständigkeit beweisen und ihm ersparen, dass er mich in der Rush-Hour mit dem Auto abholen muss. Leider musste ich feststellen, dass ich mich damit übernommen hatte. Ich habe es zwar unversehrt bis nach Hause geschafft, doch ich musste meine Tochter bitten mich vom Bahnhof abzuholen und meine Sachen zu tragen. Die zwei darauf folgenden Tage war ich zudem wieder „low battery“, das heisst ich habe fast 2 volle Tage (neben den Nächten) geschlafen, um die Batterien wieder aufzuladen.
Zurück zum Thema „Alltag“. Da ich immer noch eine Person bin, die Ziele braucht und nicht gerne planlos in den Tag hinein lebt, habe ich mir überlegt, dass ich die Woche im Grundsatz voraussichtlich wie folgt gestalten möchte, mit jeweils 1/3.
Gesundheit
Arzttermine
Physio- und Ergotherapie
Massage, Akupunktur o.ä.
Laufen, tägliche Übungen zu Hause
Business & Soziale Kontakte
Ein Sachbuch schreiben
Updates auf diesem Blog und Anpassung Inspiration4Business Website
Administrationsarbeiten in meiner Firma erledigen
Private, Rotary und ehemalige Business-Kontakte pflegen
Kreatives & alltägliche sowie spezielle Momente
Malen und töpfern
Kochen
(Kurz)-Reisen und Eventbesuche planen
Natürlich muss ich dabei versuchen dies meinem jeweiligen Energielevel anzupassen. Mal schauen, wie sich dieses die nächsten Wochen entwickelt. Heute habe ich eine recht gute Energie.
Bisher 400 CHF für die Krebsliga gespendet.
Mehr Betroffene als man denkt.
Erst wenn man selbst betroffen, ist sieht man wieviele jüngere Menschen (sehr jung bis 65) von schweren Krebserkrankungen betroffen sind.
Selber bin ich nebst der Krebsdiagnose privilegiert. Wir haben eine gute stabile Beziehung in der Familie, sind emotional starke Persönlichkeiten und sind finanziell gut abgesichert. Unter den Betroffenen gibt es aber sicher viele, bei welchen derartige Sorgen nebst der Erkrankung zusätzlich belasten. Ich stelle mit dies ganz schlimm vor. Diese Situationen da unterstützt die Krebsliga.
Entsprechend habe ich mich entschieden eine Spendenaktion zugunsten der Krebsliga zu lancieren. Der Fokus meiner Spendenaktion liegt auf dringlichen Projekten in der Beratung und Nachsorge von Betroffenen und Angehörigen, der Forschungsförderung oder der Prävention.
Und auch ich habe von wertvollen Informationen der Krebsliga profitiert.
Auch ihr alle, seid grundsätzlich eher privilegiert und so freue ich mich über jeden Beitrag, der meine Spendenaktion unterstützt.
Den Zugang zur Möglichkeit zu spenden findet ihr hier https://participate.krebsliga.ch/Sibylle-Kammer/myevent
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