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Wieviel Offenheit ist gut?

sibyllekammer

Aktualisiert: 17. Sept. 2023


Medizinisch gibt es nur wenig an Update. Einerseits hatte mir der Radio-Neurologe (Hirnspezialist) anfangs Woche beim Termin gesagt, dass er sich freut wie „gut ich aussehe“ 😉. Und als weiteres Update: Ich bin seit Dienstag für drei Wochen in der stationären Reha. Darauf habe ich einige Zeit gewartet und freue mich jetzt sehr hier zu sein. Ein Update meinerseits dazu folgt wahrscheinlich nächste Woche.


In der Kommunikation mit einigen von euch höre ich, dass nicht nur pure Gesundheitsinfos interessieren, sondern mein Umgang mit der Situation. Entsprechend dieser Beitrag mit ein paar Reflektionen dazu.


Wie offen soll man in der Kommunikation sein? Diese Frage habe ich mir natürlich in den letzten Monaten und jetzt mit dieser Website oft gestellt. Wie auch bereits früher „rede ich nicht gerne um den heissen Brei herum“. Ich bin für Klarheit. Aufgrund dieses Credos habe ich mich auch in diesem Fall entschieden, die Dinge beim Namen zu nennen.


Die Eischätzung verändert sich

Während die mir zu Beginn von den Medizinern kommunizierten Aussichten bescheiden waren, hat sich doch seit damals vieles getan. Es ist meines Erachtens eine Journey (Reise), auch wenn man nicht genau weiss, ob sie abrupt eine andere Richtung zeigen wird. Aber daran, denke ich eigentlich gar nicht. Und ich sehe es durchaus positiver als von den Ärzten ursprünglich prognostiziert. Grundsätzlich kann ich wohl auch sagen, dass ich es immer positiver als mein gesamtes Umfeld gesehen habe – so scheint es mir zumindest. Vielleicht ist das einfach auch so, weil ich mich immer verhältnismässig gut fühlte (ohne nennenswerte Nebenwirkungen), weiterhin keinen Symptomen und weil es ja mein Ziel ist eine möglichst qualitativ-hochwertige Zeit zu haben - oder weil ich mit einer positiven Einstellung nichts zu verlieren habe.


Das Thema „Hirn“ führt sofort zur Frage, wie gut es noch funktioniert

Dass der ursprüngliche Lungenkrebs einen Hirntumor ausgelöst hatte, über dieses Faktum stellte sich ebenfalls die Frage nach der Offenheit in der Kommunikation. Denn davon könnte jemand, der nicht voll informiert ist schliessen, dass meine kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Dies ist jedoch nicht der Fall, es sei denn das Energielevel (Müdigkeit) oder Lärmemissionen, die ebenfalls auf das Energielevel schlagen, reduzieren dies vorübergehend.


Ich habe gelesen, dass viele Krebspatienten Angst von der Kommunikation haben, weil sie sich Sorgen um ihre künftigen Karrierechancen machen. Das kann ich gut verstehen und nachvollziehen. Schlussendlich habe ich aber erfahrungsgemäss in der Vergangenheit generell (d.h. vor meiner Krankheit) aber durch Offenheit und Konstruktivität mehr Chancen als Nachteile erfahren. Entsprechend wollte ich das beibehalten. Und wenn man mit mir spricht, denke ich, merkt man schnell, dass kognitiv alles in Ordnung ist – also mache ich mir keine Sorgen betreffend künftiger Opportunitäten. Denn solange es mir gut geht, möchte ich zwar in neuen Aufgaben den einen oder andren Fokus setzen, aber nicht tatenlos herumsitzen.


Von einigen von euch weiss ich, dass euch das Thema Offenheit und vor allem der Umgang damit beschäftigt hat. Der Umgang mit der ursprünglichen Information und Updates ist für den Empfänger schwierig – ganz klar. Gestern war ich hier in der Reha in einem Vortrag zum Thema „Achtsamkeit“. Auch wenn Achtsamkeit viel mehr umfasst, kann man sich meines Erachtens den Grundsatz vom „die Situation so annehmen wie sie ist“ in der Situation meines Umfeldes, sprich auch euch, gegebenenfalls zu Nutze machen. Das kam mir nach dem Vortrag spontan in den Sinn. Die Situation und Information so annehmen, wie sie im Moment ist, könnte z.B. heissen nicht darüber nachdenken, was z.B. in meinen Updates zu euphorisch ist oder was künftig Negatives passiere könnte. Wahrscheinlich einfacher gesagt als getan. Aber wenn man darauf fokussiert, wie es mir aktuell gerade geht, wird es wahrscheinlich einfacher fallen, damit umzugehen. Nehmen wir die aktuelle Situation, dann kann man sagen, ich habe weiterhin weder negative Nebenwirkungen und auch wie vor dem Vorfall im Mai keine Symptome des Hirntumors und des Lungenkrebses. Wenn man diese Situation also als solches ansieht, ist sie sehr positiv und wir alle können uns darüber freuen.


Gerüchte vermeiden

Meine Meinung ist auch, dass je offener man ist, desto weniger Gerüchte entstehen. Denn wie wir erfahren mussten, streuen diese sehr schnell – schneller als ein Tumor😉. Nach etwa 2 Wochen des Vorfalls auf dem Golfplatz, bevor wir selbst verstanden, wie die Situation zu interpretieren war, wurde im Dorf von mir wenig nahestehenden Personen herumerzählt erzählt, dass ich schwer erkrankt sei. Gleichzeitig wurde die Frage gestellt, was bei uns los sei. Ich wunderte mich, da ich mich ja wie man sich vorstellen kann, gegebenermassem über Jahrzehnte nie am Dorfklatsch beteiligt hatte. Zum Glück waren dies Einzelfälle, die uns zu Ohren kamen.


Auf der Business Seite, das heisst von allen von euch, habe ich jedoch sehr viel Positives und den sensiblen Umgang mit den zu den verschiedenen Zeitpunkten kommunizierbaren Infos erlebt. Ebenfalls habe ich eine enorme Wertschätzung gespürt. Herzlichen Dank dafür.

 
 
 

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